Erfolgs-Story: Snapchat-Kanal für junge Gebäudetechniker

Als eine der wenigen Firmen in der Schweiz und als einziger Schweizer Berufsverband betreibt suissetec seit April 2017 einen Snapchat-Kanal (Snapcode rechts). suissetec ist der Schweizerisch-Liechtensteinische Gebäudetechnikverband. In einem meiner Kurse an der FHNW für angehende Digital Marketing Spezialisten habe ich Martina Bieler, Projektleiterin Kommunikation bei suissetec, kennen gelernt. Ich fand es sehr spannend, was sie über das Snapchat-Projekt von suissetec erzählt hat. Deswegen habe ich sie gebeten, mir dazu für den Blog noch genauer Auskunft zu geben. Evelyne hat das Interview geführt.

Martina, beschreib doch kurz, wie es zum Snapchat-Kanal von suissetec gekommen ist.

Martina Bieler: Als Verband haben wir immer schon viel im Bereich Nachwuchsmarketing gemacht. Vermehrt haben wir aber gemerkt, wie unheimlich schwierig es ist, mit unseren Inhalten auf die Geräte der Jugendlichen zu kommen…

Wir beschäftigen uns stark damit, was die Jugendlichen interessiert und wo sie sich in der digitalen Welt bewegen. Dabei orientieren wir uns auch an Studien zum Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen, etwa der James-Studie der ZHAW. Richtig konkret wurde die Idee mit Snapchat im Gespräch mit unserer Agentur Jim&Jim, die sich auf Jugendmarketing spezialisiert hat. Gemeinsam mit dem Jim&Jim-Team haben wir ein Konzept entwickelt.

Hast du Snapchat vorher selber verwendet?

Nein, für mich persönlich war es anfänglich ein totaler Blindflug und ich hatte entsprechende Berührungsängste.

Wie hast du dir die Technologie angeeignet?

Wir von suissetec betreuen den Kanal ja nicht allein, sondern im Wechsel mit der Agentur und mit Jugendlichen, die in Form von «Takeovers» einen Tag lang für uns snappen. Für mich brauchte es ein paar Sessions mit unseren eigenen Lernenden, um Snapchat kennen zu lernen. Es fühlt sich immer noch nicht authentisch an, wenn ich snappe, denn ich gehe einfach anders daran heran als die 15- bis 20-Jährigen. Aber das ist auch gut so – der Kanal soll schliesslich vor allem von den Jugendlichen und ihrem Input leben.

«Wir stellen Fragen und sie antworten mit einem Snap»

Was ist das Ziel eures Snapchat-Kanals?

Einerseits richten wir uns an Lernende, die sich schon für den Beruf entschieden haben. Wir möchten sie miteinander vernetzen, ein «Wir-Gefühl» schaffen und einen Berufsstolz vermitteln. Wir wollen uns auch mit ihnen austauschen: Über Snapchat können sie uns mitteilen, was sie beschäftigt.

Bei denjenigen, welche die Lehre abgeschlossen haben, geht es darum, sie im Beruf zu behalten. Wir informieren sie über Weiterbildungen, etwa zum Chefmonteur oder Polier. Und dann wollen wir mit dem Kanal natürlich auch Schülerinnen und Schüler für einen Beruf in der Gebäudetechnik begeistern.

Ihr veröffentlicht also nicht nur Stories auf eurem Kanal, sondern es gibt hinter den Kulissen auch einen Austausch mit den Jugendlichen.

Ja, denn sie nutzen Snapchat zu einem grossen Teil als Messaging-Kanal, ähnlich wie WhatsApp. Zum Beispiel können sie uns Fragen zum Beruf schicken oder sie wenden sich auch bei Problemen an uns. Oft fragen wir sie per Snapchat-Story nach ihren Alltagserfahrungen und sie antworten dann direkt mit einem Snap. Das ist eigentlich auch das, was am meisten zieht.

Auf einfache Fragen wie: «Es ist ein heisser Tag, wie kühlt ihr euch heute ab?», oder: «Woran arbeitet ihr gerade?» kriegen wir sofort Nachrichten zurück. Einen Teil der Snaps, die wir erhalten, posten wir dann auch auf unserem Kanal.

«Es soll so authentisch wie möglich sein»

Häufig lasst ihr auch einen Lernenden oder eine Lernende euren Kanal einen Tag lang betreuen. 

Ja, das hat sich mittlerweile etabliert und viele melden sich von sich aus bei uns, ob sie mal einen Tag lang snappen dürfen. Manchmal fragen wir in die Community, wer Lust auf einen Takeover hätte, oder fragen aktive Nutzer auch direkt an. Dann bekommt diese Person Login und Passwort und kann als «Wir, die Gebäudetechniker» snappen.

Geht das gut? Gibt es Regeln?

Wir ändern nach den Takeovers das Passwort, um Missbrauch vorzubeugen, aber bisher hatten wir nie Probleme. Die Lernenden sollen etwas im Zusammenhang mit ihrem Beruf posten, das ist klar. Natürlich gelten gewisse Regeln bezüglich Inhalten – z.B. keine Beleidigungen oder keine verletzenden Äusserungen etc.

So erzählt dann etwa der Heizungsmonteur, was er gerade montiert oder dass er soeben eine Anlage in Betrieb genommen hat. Es soll so authentisch wie möglich sein und in ihrer Sprache daherkommen. Wir sprechen auch nicht im Voraus ab, was die jeweilige Person snappt.

Wie viele Follower habt ihr?

Gerade heute habe ich erfahren, dass wir über 1000 Follower haben: 1085 sind es im Moment. Wir sind ja erst im April gestartet und die Tausendermarke war eigentlich unser Jahresziel! Es läuft also wirklich gut. Dies, obwohl die grossen Berufsmessen und die Schweizermeisterschaften der Gebäudetechnik erst bevorstehen.

Wie baut ihr eure Followerschaft auf? Auf Snapchat kann man ja nicht einfach mal durchblättern.

Ganz am Anfang, als wir den Kanal lancierten, schickten wir einen Flyer in die Berufsschulen, zusammen mit Stickern mit dem Snapcode. Die verbreiteten sich rasant. Vieles lief auch über Mundpropaganda innerhalb der Branche und unter den Jugendlichen. Wir haben auch versucht, mit Incentives, also Wettbewerben, die Community aufzubauen, und da gab es auch immer eine rege Beteiligung.

«Im Durchschnitt sind wir bei 600 Views pro Snap»

Was bedeutet «rege Beteiligung» in Zahlen? Wie aktiv sind eure Follower?

Inzwischen sind wir im Durchschnitt bei 600 Views pro Snap. Das heisst, dass über die Hälfte unserer Follower unsere Snaps auch regelmässig anschaut! Seitdem wir den Snapchat-Kanal betreiben, haben wir extrem viele Interaktionen – und sind in direktem Kontakt mit unserer Zielgruppe. Wir haben es noch praktisch nicht erlebt, dass auf Snapchat etwas nicht funktioniert hat.

Du bist schon lange in der Kommunikationsbranche tätig. Was macht Snapchat so besonders gegenüber anderen Kanälen?

Es ist ein sehr schnelles Medium ohne Anspruch auf Vollkommenheit. Auf Snapchat darf man auch mal ein schlechtes Bild posten – im Vergleich etwa zu Instagram, wo es immer perfekt und hip sein muss. Der Austausch unter Freunden ist wichtig auf Snapchat. Die Jugendlichen sprechen auch ihre ganz eigene Sprache, kommunizieren mit eigenen Wortkreationen. Snapchat hat etwas Exklusives, denn dort bewegen sich vorwiegend Jugendliche. Da hat das Mami nicht auch noch einen Account und schaut, was man postet.

Snapchat hat starke Konkurrenz, seither Instagram Stories lanciert hat. Der Aktienkurs fällt, manche sagen Snapchat das Ende voraus. Wie plant ihr in die Zukunft?

Im Moment setzen wir voll auf Snapchat. Für uns funktioniert das, denn in unserer Zielgruppe ist es nach wie vor der Nummer-1-Kanal.

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